Das Motiv der Weihnachtsmarke 2021

Engel verkündigen. Sie tragen eine verheißungsvolle Botschaft in die Welt und erzählen von Hoffnung und Schutz, Trost und Lebensmut, von großer Freude für alle Menschen. Im Zentrum der Weihnachtsgeschichte steht die Verkündigung des Engels: „Fürchtet euch nicht. Gott ist nah mitten in dieser Welt.“

Weihnachtsmarken 2021Das Motiv des Sonderpostzeichens zu Weihnachten 2021 zeigt ein Gemälde von Johann Michael Hertz (1725– 1790), welches den Titel „Verkündigungsengel mit Lilie, im Hintergrund zwei Puttenköpfchen in den Wolken“ (Öl auf Canvas-Leinwand, 90x65 cm) trägt. Bereits der Titel analysiert genau, was zu sehen ist. Und doch lohnt es sich, zu verweilen. Auf dem Gemälde liegt ein goldener Schimmer, erhaben und doch erwärmend. Zugewandt ist dieser Engel – die eine Hand grüßend und helfend ausgestreckt, in der anderen grazil und vorsichtig eine weiße Lilie haltend. Sie ist in der christlichen Ikonografie das Zeichen der Unschuld Marias. Gleichzeitig ist sie Symbol für Gottes Gnade. Gnade als Neubeginn, der Schuld und Furcht nicht einfach weglächelt, sondern zu bewältigen hilft. Auch vom Vertrauen-können auf Gott, der sich um die Menschen sorgt (Mt 6,28ff), erzählt die Lilie. Sie setzt die Botschaft des Engels ins Bild: „Fürchtet euch nicht.“

Der Blick des Engels sucht den Kontakt zu seinem Gegenüber. Vielleicht öffnet sich im nächsten Augenblick der Mund, um die große Freude zu besingen. Das Gesicht dieses Himmelsboten scheint von solch wohlmeinender Milde und drückt doch so viel Verständnis für all die ernsten Beweggründe menschlicher Furcht aus, dass sogar die Putten, die hinter den Wolken hervorlugen, sich verblüfft anblicken. Der Engel seinerseits ist ganz auf die Verkündigung des göttlichen Zuspruchs ausgerichtet: Das festliche Gewand ist ihm von der Schulter gerutscht, die Locken sind so in Bewegung geraten, dass das goldene Diadem sie nicht mehr zurückhalten kann. Und doch wirkt dieser Engel vornehm, denn er weiß, um seine bedeutsame Aufgabe, den Menschen zu sagen: „Die Furcht und alle Unfreiheit, die sie bringt, haben nicht das letzte Wort. Fürchtet euch darum nicht, denn Gott kehrt bei den Menschen ein. Siehe, dass ist Grund zu großer Freude.“

Johann Michael Hertz (1725– 1790), der Künstler, der dieses innige Gemälde schuf, stammt aus einer Künstlerfamilie aus dem Allgäu. In Immenstadt hat Hertz seine künstlerische Ausbildung vermutlich zu allererst durch den Vater Johann Baptist Hertz erhalten. Er, wie auch später seine Söhne, standen im Dienst der Grafen von Königsegg-Rothenfels. Für eine darüberhinausgehende Sicherung des Lebensunterhaltes wurden auch Aufträge aus anderen Bereichen übernommen. Skulpturen und Altaraufbauten finden sich im oeuvre der Brüder Hertz ebenso wie Gemälde für geistliche Auftraggeber. Die Familie Hertz hatte diverse Verbindungen zur Wiener Kunstakademie und zum kaiserlichen Hof. Als Beispiel dafür gilt das erhaltene Gemälde der Erzherzogin Maria Christine, welches von Johann Michael Hertz angefertigt wurde.

Es ist zu wenig über diesen Künstler und sein Gemälde des Verkündigungsengels überliefert, um sicher sagen zu können, welche Nöte und Notwendigkeiten, welche Begegnungen oder inneren Gewissheiten ihn zu diesem Kunstwerk bewegt haben. Das Gemälde spricht für sich: Ermutigungen statt Befürchtungen, offene Herzen und Hände statt verschlossener Gesichter und Türen, die große Freude weitersagen, um es gemeinsam mit Gott und den Menschen zu wagen: Fürchtet euch nicht.

Martijn Wagner, EKD